Meldung vom 01.10.2024
Erklärung der deutschen Bischöfe zur Bedeutung der Theologie
Kardinal Woelki: „Katholische Theologie langfristig sichern“
In der vergangenen Woche hat die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda das Dokument Katholische Theologie als kulturelles Laboratorium. Erklärung der deutschen Bischöfe zur Bedeutung der katholischen Theologie für Wissenschaft, Gesellschaft und Kirche verabschiedet. In der am 1. Oktober 2024 veröffentlichten Erklärung widmen sich die Bischöfe den komplexen wissenschaftspolitischen und -organisatorischen Herausforderungen, mit denen theologische Studieneinrichtungen sowohl in staatlicher als auch kirchlicher Trägerschaft konfrontiert sind. Die Bischöfe werben für den substanziellen Beitrag der katholischen Theologie als integralem Bestandteil des Handlungs- und Orientierungswissens der Gesellschaft, der weit über die Ausbildung von Priestern, kirchlichen Mitarbeitern und Religionslehrern hinausgeht.
„Die katholische Theologie ist auch in Zukunft unverzichtbar“, erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing. „Auch wenn es nicht Thema der eigentlichen Erklärung ist, verschließen wir nicht die Augen vor der Realität: zurückgehende Studierendenzahlen, geringerer wissenschaftlicher Nachwuchs und Sparvorgaben von staatlichen und kirchlichen Hochschulleitungen werfen ihre Schatten voraus. Gerade in diesen Zeiten haben wir uns entschlossen, ein deutliches Signal für die katholische Theologie in Kirche und Gesellschaft zu senden. Wir sind angewiesen auf eine gute und sprachfähige Theologie, die den Glauben immer wieder neu reflektiert und sich in ihrer Tradition des Diskutierens und Nachdenkens auch kritisch mit wissenschaftlichen und weltanschaulichen Positionen auseinandersetzt – dies natürlich auf besondere Weise im wissenschaftlichen Austausch innerhalb der Universität.“
Gemeinsam mit dem Katholisch-Theologischen Fakultätentag und weiteren akademischen Einrichtungen und Interessenvertretungen hat die Kommission für Wissenschaft und Kultur der Deutschen Bischofskonferenz einen Konsultationsprozess zur Zukunft der katholischen Theologie in Deutschland beschlossen. Ziel des Prozesses ist die Erarbeitung von Leitlinien zur institutionellen Schwerpunktsetzung und strategischen Ausrichtung. Bereits am 6. Juni 2024 hat die Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz die Stellungnahme Theologie in der Gesellschaft als ersten, inhaltlich orientierten Beitrag der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht.
Der Vorsitzende der Kommission für Wissenschaft und Kultur der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Rainer Maria Woelki, erinnert zur am 1.Oktober 2024 veröffentlichten Erklärung als Teil des Konsultationsprozesses an die vielfältige Trägerstruktur theologischer Fakultäten und Hochschulen: „Der Text basiert auf dem komplementären Ansatz von theologischen Studieneinrichtungen in staatlicher und kirchlicher Trägerschaft. Diese komplexe Trägerstruktur verbietet per se einen allein von der Kirche geführten Standortprozess, um auf mitunter notwendige Reduktionsanfragen zu reagieren. Stattdessen müssen wir gemeinsam schauen, wie wir katholische Theologie langfristig sichern können.“ Die Erklärung betont, dass die Theologie in Deutschland ihren Dienst für Kirche und Gesellschaft nur dann gewährleisten kann, wenn sie auch in Zukunft eine gesicherte institutionelle Grundlage hat.
Prof. Dr. Dirk Ansorge, Vorsitzender des Katholisch-Theologischen Fakultätentags, ist dankbar, dass sich die Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam mit dem Fakultätentag den drängenden Fragen zur Zukunft der Theologie stellt: „Die Erklärung ist ein wichtiges Signal der deutschen Bischöfe für die katholischen Fakultäten und Institute im Gespräch mit den zuständigen Gremien der Hochschulleitungen. Die Bischöfe wollen eine gute, sprachfähige, akademische Theologie und sie bekräftigen deren Verortung an den Universitäten, in der Gesellschaft und in der Kirche. Sie sehen die vor uns liegenden Aufgaben und signalisieren die Bereitschaft, diese gemeinsam anzugehen.“ Dies schlägt sich beispielsweise in der Befürwortung von akademischen Standards in der Besetzung der Lehrstühle nieder. Zudem wollen sich die Bischöfe für kürzere und transparentere Verfahren zur Erteilung der kirchlichen Lehrerlaubnis (Nihil obstat) einsetzen. Kirchenrechtliche und (staats-)kirchenrechtliche Vorgaben der Priesterbildung und der Berufung von Priestern auf Professuren der katholischen Theologie bleiben durch die Erklärung unberührt.
Den Abschluss des Textes bildet ein an die Katholisch-Theologischen Fakultäten und Institute sowie die einzelnen Disziplinen der Theologie gerichteter Aufruf der Bischöfe, sich inhaltlich und strukturell fortzuentwickeln, um ihre Aufgaben in Universität, Gesellschaft und Kirche gut erfüllen zu können.